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FORMTEXTE
 




den tod am kragen

genozid
nach peinigung
massengrab
im ärmelfutter
wir schlichen
aus der reinigung
mein mantel
ich &
eine milbe
ohne mutter!

(twitterbar)
--------------------------------------------------------------------©2009

SM – Stunden der Musik

die küre wallt.
der angebor'ne blasebalg
ist lose unter'm stoff verschnallt.
schon sausen nieder
immer wieder
stockhausens stöcke
flapps! auf's mieder
ganz ohne hass und liebe.
der grund ist nur,
dass von dem hiebe
ein grundton per konserve bliebe.

viel arsch- & urschlag später
zerhupt's die walli tief und satt.
ariola! lobt der täter
und lotst die note auf ein blatt.



[  hariola, ariola, lat., F.: nhd. Wahrsagerin, Weissagerin, Opferschauerin; Q.: Plaut. Quelle: http://www.koeblergerhard.de/Latein/LateinischesWB.pdf  ]

--------------------------------------------------------------©2006 / 2009

zwei reiher

wir mögen den molch
wir umfliegen die unke

wir obliegen dem olm
wir fröhnen dem frosch

wir können auch mit kröten
und schwärmen für schlammteufel

nur mit dem storch gibt’s immer streit
und mit dem kranich geht’s gleich gar nich’

---------------------------------------------------------------©2008

grüne verse I

vier lurchen schlurften über furchen
und unkten über möglichkeiten.
vier reifen streiften ihre laichen,
um sie noch etwas auszubreiten.

---------------------------------------------------------------©2008

realo mao müller las aus „realo mao müller“

...

sicher ist,
dass sich das blatt,
nicht wendet.
erstens habe ich geblättert,
und weil das buch hier endet.

---------------------------------------------------------------©2008

ende des frühlings

die gelben fettjen frittenblumen
färben sich ins grüne feld
und klatschmohn klatscht auf den bitumen,
als bussard hart auf's mäuschen fällt,
und für deine sommertitten
kriegen die, die daran schnitten,
einen kremser krötengeld.

---------------------------------------------------------------©2007

der gute tag 

der gute tag
ist immer der von gestern.
die gute nacht
ist immerhin ein plan.
die henne lacht :
vorm vollen napf
die toten schwestern.
und doch doch
wird er wieder,
muß ja wieder
will er wieder,
kräh´n    
der doofe hahn

---------------------------------------------------------------©2006

bennewitzens herzreise

den juten stüft von faba
ant schwatte jör  in kenia!
ick denk an ihm - dänn aba
hatt ick pennsylvania.

---------------------------------------------------------------©2005


krampf in der hand

ich halt hier hoch in meiner hand
das alte neue zauberland.
es ist nicht groß
und nicht zu klein
und wer hinein will,
passt hinein.

hier laufen alle nackt herum.
wer einen hut trägt, gilt als dumm,
weil hier ja stets
die sonne scheint.
und sollt' es regnen,
geh'n wir rein

in unser aller gleiches haus
und seh'n wir raus, sieht's anders aus,
denn jeder trägt hier
seine mähne
und stolz
verschiedengelbe zähne

zum  haus heraus an tür'n und fenstern
und ringsrum sehen wir unsern wänstern
beim tanzen zu
im klaren regen,
denn jeder kann
sich frei bewegen.

und woll'n wir essen, essen wir:
ein blatt ein bier und manches tier.
und wer gern sitzt,
der schnitzt vom baum
sich einen stuhl -
mehr gilt als klau'n.

und woll'n wir unsre leiber reiben,
kann jede jeden immer leiden.
wir brauchen dafür
keine zeit ,
die ist für alle
zeit befreit.

sie war schon ewig nichts mehrwert
und wer sich noch bei ihr beschwert
der wohnt auf
anderen planeten
wo schaf und schwert
für frieden beten.

der letzte gutgeplante tod
traf hier ein sonderangebot,
um dass sich
schnäppchengeile titten
bevor sie folgten,
folgsam stritten.

ich halt hier hoch in meiner hand
das neue alte zauberland
ich halt's so hoch
daß alle meinen
iss nix zu sehn!
da kann nix sein!
---------------------------------------------------------------©2003/05


so gut es geht von liebe

mit deiner langen fingerspitze
ziehst du meine rückennaht
die wirbel liegen frei und schwitzen
aus, was sie gehalten hat
bevor ich falle, greifst du mich
die zähne tief im hals
und sprichst, so gut es eben geht
von liebe

du wäscht mich nicht, du feilst nur
dir deine wunden glieder scharf
ich bürste dich sehr akrobatisch
raus aus meinem rückenmark
bevor ich blank bin, schleif ich mich
zurück in deinen wald
und  pfeiff, so gut es eben geht
von liebe

du schläfst schon, träumst von dir und laut
reiß ich mir ein planquadrat
heraus aus deiner rauhen haut
um einzuzeichnen, wo ich war
bevor du wach wirst,  hab ich es
auf deinen losen mund geschnallt
und geh, so gut es eben geht
in liebe
---------------------------------------------------------------©2005

weiße nächte

das chlorophyll in deinen haaren
hat sich vor jahren ausgewaschen.
du alte faltje pusteblume,
ich hätte hier noch ein paar flaschen

aus jenen östrogenen tagen,
als deine kinder noch im haus
und meine noch am leben waren.
gießt du schon ein? ich zieh mich aus

und leg mein bein unter den schrank,
damit uns nichts im wege ist.
verdammt, sind deine augen schlank,
wenn du dich blank auf's laken hebst.

ganz weiß auf weiß im weißen raum -
wir baden unter halogenen.
wir trinken langsam und wir schaun
uns auf die frischgekalkten venen,

bis früh unser gefäßsystem
an seine harten grenzen stösst -
wir schlurfen über das plateau
im stützstrumpf, der sich spannt und löst

und greifen ihn und binden uns,
so gut es geht, im sitzen an
und halten uns von mund zu mund,
bis ich es nicht mehr halten kann

und leise kräht der alte hahn.
du gackerst mit, halbtot und naß.

wir schlafen tief bis irgendwann
ganz brav alsdann im wasserglas.
---------------------------------------------------------------©2005

liebeslied?

musst schon wieder fort?
hast du keine zeit?
sieh doch! deine schuhe!
und der riß im kleid!
dein haar ist los und wild.
dein atem ist noch schwach.
geh nicht!
geh nicht so hinaus
in die nacht!
nicht in den tag.

renne doch nicht weg!
siehst du, auf den tisch
hab ich brot gestellt,
bier und etwas fisch.
mach mich nicht verrückt!
hast du irgendwas?
geh nicht!
geh nicht so hinaus
in die nacht!
nicht in den tag.

halt die füße still!
gib mir deine haut!
denke nicht, ich hätt'
mich unter dich getraut,
ohne diese angst,
die du grade hast.
geh nicht!
geh nicht so hinaus
in die nacht!
nicht in den tag.

bremsen quietschen laut.
straßenbahnen steh'n.
pass nur auf dich auf,
beim nach hause flieh'n.
wohin du immer fliehst -
bist schon immer da!
geh nicht!
geh nicht so hinaus
in die nacht!
nicht in den tag.
---------------------------------------------------------------©2004


der gute mensch & der hunger

(für hermann van veen)

ich hätt’ es früher essen müssen
es hat gelitten – armes ding -
und viel zu lang
ich werd es rächen
es riecht so gut und ist noch warm

ich hätt’ es früher essen müssen
es war so alt und doch so durch
das arme ding
gleich morgen will ich stechen
dem armen schwein das kind

ich hätt’s wohl früher essen müssen
die augen! – armes kleines ding
es lag so da
und blickte traurig
zum feldsalat so ganz und gar

hätt’ ich es früher essen müssen?
das arme kleine ding, noch früher?
weit weit vor’m fleischer?
nein, nein! – ich achte auch das brot!
und werd kein schweinesamenstreicher.
---------------------------------------------------------------©2004


lebensmittellyrik - brot


ich brauch dich wie brot
im schneidapperat
einen kanten, 'ne scheibe
ein schnittchen zum fraß
ich mache dich klein
vertrag nur portionen
und kann nicht mit dir
im brotkasten wohnen
---------------------------------------------------------------©2004


lebensmittellyrik - im kühlschrank


tofu tofu
krummes männchen
bist ja auch allein
schau, ich schalte nur für dich
deine sonne ein

tofu freut die morgenröte
fragt, wann ich ihn endlich töte

tofu tofu
sojakäse!
denk an die gerechtigkeit
auch der mensch stirbt von alleine
in der kalten dunkelheit

tofu reut das lebenslicht
wenn er dann stirbt – ich stör ihn nicht
---------------------------------------------------------------©2004


aus frau hoppsassas tagebuch  - die kreuzfahrt

ich leg 3 hohe sahneschnitten
vor mombassa auf das riff
und ruf ins seichte einem schwarm zu
negerfischlein! friss !
die dunklen fischlein aber weichen
lächelnd in die tiefe aus
die mitgebrachten möwen kreischen
und stürzen auf die schnittchen drauf

ich häkel eilig eine rutsche
von der reeling bis zum riff
und kreische lauter als die möwen
als ich mich löse von dem schiff
und in die leise tiefe reise
zu retten, was zu retten ist
das meer schäumt wie zitronenbrause
und langsam löscht das meer das licht

ich sitze mit 3 sahneschnitten
auf dem grund vor afrika
eine möwe auf der schulter
weil ich doch domteuse war
in dem zirkus, wo die bockwurst
groß war wie ein zeppelin
und sobald mir wieder klar ist
wo das war, geh ich dort hin
---------------------------------------------------------------©2004

fehlkonstruktion

wenn er eine öse hätte
dieser böse erdplanet
auf dem herum um meine lampe
fensterlos mein häuschen steht,
dann könnt ich dort alleine hängen
und müßte meine birne nicht
neben die der lampe zwängen.
---------------------------------------------------------------©2004


Alte Bekannte

Das schöne an ´ner Depression
ist, wenn se kommt,
man kennt sich schon.
Kein Gruß, kein Kuss & keine Fragen -
nur so sitzen & ertragen.
---------------------------------------------------------------©2004



verpasst

die ganze welt haut auf den putz
und fällt herab
nur knapp daneben stehe ich -
welch pech ich hab
---------------------------------------------------------------©2004


noch ist herbst

noch ist herbst
der schwan steckt noch nicht fest im eis
die soko wasserleiche
fährt noch über uferdeiche
solang noch irgendjemand irgendetwas mit sich reisst

noch ist herbst
der wind hat noch das laub zum spielen
das allerletzte arschgeweih
trinkt sich die alten freunde neu
und schreit sich taub, als die im uferlaub blank auf sie fielen

noch ist herbst
noch geht es, fortzuschleifen, was nicht selber geht
die vögel fliegen formatiert
dorthin, wo ihnen nichts passiert
wer bleiben muss, der sucht im fluss, ob sich noch irgendwas bewegt
---------------------------------------------------------------©2004


naturfest



zwischen kaffee keks und bäumen
lungern alte blicke
auf der frau mit fuffzig kerzen
nur ein mann mit wachem herzen
glotzt auf ihre titte

und die frau mit fuffzig kegeln
manche tragen ihren namen
schwatzt mit ihren fuffzig schwestern
wetter – fernseh’n – heute – gestern
gut das alle kamen

nur den alte stillen  mann
will sie nicht am jubeltisch
sollte nicht von ihrem kuchen
nichts in ihrem garten suchen
dieser geile fisch

gottlob fällt ein schwerer regen
just auf alle kleider
kegelschwestern zücken schirme
nur dem mann tropft das gehörne
also muss er weiter

dreht sich nochmal um im gehen
überm kopf die jacke
und wie zum wilden abschiedskuss
glotzt der nochmal auf die brust
mit der schwalbenkacke
---------------------------------------------------------------©2004


herr voss in disse & tusse


in der mitte seiner träume
wuchs ein schöner toter ast
alles was voss horosglobte
hat darauf gepasst

an der kante seiner träume
wippt der morgen träge
voss braucht einen wanderstock
und nimmt die fuchsschwanzsäge

herr voss weiß was von körperpflege
---------------------------------------------------------------©2004

drei kreuze

ich habe keine welt in mir.
ich hab kein bild
vom nächsten tag.
was ich noch denk, zerfällt mit dir,
wenn ich dich
morgen früh erschlag.

ich habe keinen trost in mir.
ich hab nur lust
dich zu zerstör´n.
wenn du erst nicht mehr bei mir bist,
musst du nicht mehr
mein klagen hör´n.

ich habe keinen sinn für dich.
du bist zu schön.
willst du nicht fort?
die liebe ist doch lediglich
die hälfte
eines doppelmords.

ich hatte keinen plan vom glück.
du hattest ihn und hast ihn offen
an meine leere wand geklebt  -
nun geh schon, geh!
damit dein schöner plan
den morgen überlebt.
---------------------------------------------------------------©2003


drei kreuze – die volkstheaterversion

nimm den fuß aus meinem hintern.
tut so weh dein dicker zeh.
mach mir lieber ein paar kinder,
so, dass ich dabei seh

nimm den strick von meinen händen.
mann, ich kann mich selber halten.
lass das blut in deine lenden.
bist hier nicht bei deiner alten.

nimm das werkzeug da vom laken.
dein kleiner keil ist geil genug.
lass uns endlich tiefer atmen.
küss mich nieder zug um zug.

nimm doch dieses heft vom nachttisch,
oder fehlt dir irgendwas.
meine mutter ist in spanien.
komm, wir ham alleine spass.

oder was?

ach!

nimm dir dort die fernbedienung.
zapp und zoom dir titten groß.
ich hol vom hof die motorsäge,
weil ich dich wohl teilen muß.
---------------------------------------------------------------©2003


pasinger stadtpark

morgen dämmert -
vögel husten
stadtparknebel aus dem schnabel
auf der parkbank
liegt ein pärchen
schon sehr lange
schön verkabelt

morgen hämmert -
portugiesen
stemmen häuser aus den wiesen
von der parkbank
fällt ein paar
mit dem verdacht
dass da was war

nur ein vogel
aus lisboa
wusste schon
dass doa nix woa
nix - nur etwas flüssig flachsen
und ein paar steigt in zwei taxen
---------------------------------------------------------------©2003


 R . I . P .

wir sind aufs meer hinausgefahren.
die möwen mit uns
und der fisch.
die wellen zählten wir in jahren -
kann sein, dass es zu wen´ge waren.
wir sind aufs meer hinausgefahren.
sonst nichts.

wir sind aufs meer hinausgefahren,
dort, wo die welt
zu ende ist
und alle welt ist mitgefahren -
kann sein, dass wir zu wen´ge waren.
wir sind aufs meer hinausgefahren.
sonst nichts.

wir sind aufs meer hinausgefahren.
auf dem kadaver
kreischen möwen.
dein atem war der wind zum fahren -
kann sein, dass wir zu früh dort waren.
fahr heim! und träume von den löwen.

sonst nichts.
---------------------------------------------------------------©2003


Naturburschenfrage

Meine Sexpartnerin wäscht sich mit Seife
aus toten Tieren.
Doch was ich nicht begreife:
Wenn sie so ruchlos auf dem Kanapee das Knie verschiebt,
warum sie dann
so gut wie nie
nach Schweineknochen riecht !
---------------------------------------------------------------©2003


Regeln müssen sein!

Beim Angeln fing ich einen Frosch,
der übel grün nach Frosch noch roch.
Kühn schritt ein Koch zum Wasserloch:
„Wenn er dir stinkt – gib mir Ihn doch!“

Ich tat, als überlegt ich lange,
doch sah den Frosch schon in Kochs Pfanne.
Wir sah’n uns an von Mann zu Manne
und handelten die Handelsspanne.

Bis Koch sich doch erweichen ließ,
dass beiderseits was übrigblieb -
Plotz packt den Frosch der Lebenstrieb,
so forsch war das Geschäft versiebt.

(Wenn was nicht klappt, klappt meistens Krieg !)

Klapp klapp hat Storch den Frosch genossen.
Doch Koch und ich standen begossen,
denn schliesslich war schon was beschlossen!
So ham wir uns nach Ehr und Innung halt die Gesinnung weggeschossen.
---------------------------------------------------------------©2003


Gib mir einen Hut

Und eine große Feder
Im Hut sei etwas Mut
Und sei nicht gar so spät da
Damit ich dich noch kitzeln kann
Bevor der vorwitzige Hahn
Die Feder späht und danach kräht
Und Hut wie Mut wie Nacht vergeht
Noch eh’ die Feder senkrecht steht.
---------------------------------------------------------------©2003


Jeden Sommer wieder

Wenn die Schlittschuhläuferinnen,
im Park auf kleinen Rädern stehn,
wenn die braunen schnellen Frauen
auf hohen Beinen Runden drehn,
schaun dicke Männer aus der Mitte
und träumen sich ins Gleichgewicht
und wischen sich aus Anteilnahme
nervösen Schweiß aus dem Gesicht

Wenn die Schlittschuhläuferinnen,
im Park auf kleinen Rädern stehn,
drehn sich die Herrchen aus der Mutter
und ziehn den Bauch zum Rückgrat hin.
Zum Glück fragt Mutti, was da sei
noch kurz bevor der Brustkorb platzt.
Das Herrchen lässt sein Körper frei
seufzt abgepumt: „Na nüscht, mein Schatz!“

Wenn die Schlittschuhläuferinnen
ím Park auf kleinen Rädern stehn,
werden Schnauz und Dackel schwach
und trotz Erziehung kann man sehn,
wie sie an Herrchens Sockennaht
das kurze eine Beinchen heben
und mit dem anderen entspannt
dem Herrchen beizupflichten pflegen.

Wenn die Schlittschuhläuferinnen
im Park auf kleinen Rädern stehn,
flutet Sehnsucht Hygrometer,
auch wenn die Wetter trocken gehen.
Dann weinen Männer wie die Hunde
in ihrer  anonymen Art.
Und wissen nicht, dass jeder Mensch in dieser Runde
das ganz genau gesehen und ganz genau verstanden hat.
---------------------------------------------------------------©2003


die fünfte jahreszeit

wenn der knoten platzt
und dein haar sich löst
dein kleid liegt in den feldern
wenn dein mund sich hebt
deine hemmung döst
ist alles dort, wo du bist

es ist alles dort, wo du bist

wenn die sehnsucht schläft
weil ein traum sich trifft
dein schuh ist längst verloren
wenn dein bein sich hebt
und dein schönes schiff
ist alles dort, wo du bist

es ist alles dort, wo du bist

wenn dein körper fliegt
und dein atem rast
zwischen kopf und brust und flügeln
und wenn du sicher bist
daß das nicht alles ist
dann ist alles dort, wo du bist

es ist alles dort, wo du bist
---------------------------------------------------------------©2003


zurück zurück

ich sitz im zug und seh hinaus
die stadt rennt los
wohin, wohin
die straßen folgen schritt für schritt
wo fahr ich hin
ich muss zurück

und häuser stürzen hinterher
und brücken fliehn
wohin, wohin
der fluss folgt bis er nirgends ist
wo will ich hin
ich muss zurück

und wiesen jagen blind vorbei 
samt zaun und rind
wohin, wohin
und ziehen wald und felder mit
wer weiß wohin
ich muss zurück

die wolken hält schon lang nichts mehr
sie fliegen los
wohin, wohin
soweit mein blick reicht, flieg ich mit
ich komm nicht weit
ich muss zurück

und selbst die schwere sonne schwimmt
in einem zug
wohin, wohin
wohl dahin, wo die nacht noch ist
doch wo bist du
ich muss zurück

der zug rast in ein buntes tuch
das uns zerreisst
der gegenzug
spür´ nur noch, dass ich etwas weiß
ich weiß, wohin
der zug entgleist

und endlich steht die erde still
und ich erwach
und vis á vis
liegst du im leisem atemzug
ich bin zurück
und deck dich zu
---------------------------------------------------------------©2003


frühling sei leise !

die katzen im hof legen mäuse vors brett
ein hund wedelt sich um den schwanz
ein zugereister vogel weckt mich auf im falsett
und ich - halt mich selbst in der hand

der morgen zu früh schlägt sich grell an die wand
du wolltest nochmal in den schnee
du brauchst diese höhen für die schussfahrt danach
wintertraum – so hiess auch dein tee

:sei leise, frühling sei leise
sei doch leise
du grüner idiot
warum willst du grad hier deine wurzeln ausschlagen
schau hin – der acker ist tot

ein pferd hämmert jäh mit den hufen ans tor
ein schaf blökt sich durch zum frisör
ein schwein träumt im mist vom offnen vollzug
doch ich geb mein kissen nicht her

ich will meinen blick vor der sonne verbergen
er soll mich nicht treffen ihr strahl
wie damals – als ich noch die felder bestellte
du kamst mir entgegen vom tal

:sei leise frühling sei leise...

ein rauptier schraubt sich bunte flügel ans fell
goldne fliegen feiern ein fest
auch der mück meldet sich zurück in der welt
und wer´s braucht baut sich ein nest

ich hab ja schon eins – viel zu groß und zu breit
da bleib ich drin liegen für immer
vielleicht aber nur bis es hier wieder schneit
und du hier hereinschneist ins zimmer

:sei leise frühling sei leise...
---------------------------------------------------------------©2003



es könnte sein

wir sind kunden, user und bürger
sozial kompetent und gern mörder der mörder
wir sind das volk,
mit-mensch oder ohne
verbraucher, nichtraucher
otto-normal-extremsportschablone
wir sind betroffen
sogar persönlich
wir sind besoffen
von herbert versöhnlich
wir sind demokraten
wir warten wir warten wir warten
nicht
sondern sagen´s dem fernseher klar ins gesicht

es könnte sein, dass es könnte
ich an dich mich gewöhnte
wir uns hin- oder nur nehmen
dass wir selber das schönste
uns sind und nicht schämen
für den hunger und den durst
an den trockenen lippen
bis dahin werde ich
ohne dich
am bahnhof stehen
und auf meine zerbissenen nägel blicken.

wir kleckern nicht gern
wir klotzen stattdessen
haben sonst aber nazideutsch völlig vergessen
denn wir sind doch die, die keine juden mehr schlagen
jedenfalls sind wir die, die es tagtäglich sagen
und wir wissen, was schlimm ist
weil wir selber schlimm waren
das ist ganz ganz lang her
wie lang, darfst du raten
hitler sei dank -
wir sind demokraten
und lieben die staaten, die staaten, die staaten
nicht
weil dass grad unter anderem unter anderen so ist.

es könnte sein, dass es könnte
ich an dich mich gewöhnte
wir uns hin- oder nur nehmen
dass wir selber das schönste
uns sind und nicht schämen
für den hunger und den durst
an den trockenen lippen
bis dahin werd ich
ohne dich
am bahnhof stehen
und auf nervösen zehen wippen.


wir raten und raten auf allen kanälen
wir raten beim wählen, beim brot und vermählen
wir raten, was hoffentlich richtig ist
und wissen kaum, was vom richtigen wichtig ist
wir lieben die umwelt, wenn ein halm drauf wächst
klammern uns dran und sind so entsetzt
wenn ein schwarzes schaf diesen letzten zerfetzt.
wir sind doch die guten mit der fdgo
warum dieses blut hier und anderswo?
wir sind doch bescheiden
denn wir sind demokraten
am verfallstag spenden wir unsern weihnachtsbraten
nicht
weil der tag wenn er fällt alles selber frisst!

es könnte sein, dass es könnte
ich an dich mich gewöhnte
wir uns hin- oder nur nehmen
dass wir selber das schönste
uns sind und nicht schämen
für den hunger und den durst
an den trockenen lippen
bis dahin werd ich
ohne dich
am bahnhof stehen
und die gleise nach hause nach hause schicken.
---------------------------------------------------------------©2002


SylvesterSonett

Bunte Lichter in die allerletzte Nacht,
mit Getöse böse Geister fernzuhalten,
um im neuen Jahr viel leichter zu verwalten,
was zu guter letzt das letzte nicht gebracht.

Im Funkenfluge wird die alte Hoffnung wach,
doch schon auf halbem Wege war vergessen
das Ziel, den kleinen Himmel auszumessen.
Erloschen fällt ein Traum auf´s fremde Dach

und bleibt dort liegen neben andern halben Träumen
und wartet auf den alltäglichen schrägen Wind,
der kommt, um unsre Dächer aufzuräumen.

Just auf der Straße, spielt mit dem Jubeltod ein Kind
- äfft Aufstieg, Leuchten und die Hoffnung nach -
bis es erwachsen heißt und weiß, wie schön Realitäten sind.
---------------------------------------------------------------©2002


nivelle

als ich noch schmetterlinge fing
und wie ein ast im baume hing
und mich auch wie ein ast benahm
wenn eine wespe oder biene
mir meiner haut zu nahe kam
schoss nur das blut in mein gesicht
denn prompt
war´n worte viel zu schwer
bis auf ein stummes “du?“
mehr nicht

doch jetzt, da ich belesen bin
und mächtig aller worte sinn
die ich aus schweren schwarten krame
bin ich ein geistesfetter hühne
weil ich vom ess- zum schreibtisch lahme
doch wenn du gut und einfach sprichst
“na, komm!“
hebt sich mein wanst nicht mehr
nur noch ein dummes “ich?“
mehr nicht
---------------------------------------------------------------©2002


Liebe zum Handwerk

Ein Fleischer fiel im Freitagsdurst
auf eine leichte Fleischerin
und deren zweites Doppelkinn.
Die kreischte erst nach Monaten
und kneift alsdann von mittendrin
heraus ihr eigen Fleisch & Wurst.
---------------------------------------------------------------©2002


Der gewöhnliche Hospitalismus

kleiner fisch im trüben
glotzt mit seinen müden
augen  rundherum
leis und stumm
im aquarium

kleiner fisch so fad
glotzt blöde und matt
schweigt vor sich hin
was soll er auch sagen
kommt eh‘ keiner fragen

kommt nur einer schütten
kunstfloh aus tüten
und schwatzt: na, schmeckt's jut?
fisch kriegt kaum luft
vor lauter wut

kleiner fisch im trüben
glotzt mit seinen müden
augen  rundherum
leis und stumm
im aquarium

und kippt um

--

Ihre Interpretation dieses Gedichtes haben Christina Kellner, Felix Gschwandtner, Matthias Zabiegly von der FH Deggendorf in einem 3D-Animations-Film verarbeitet.
Der Film kann unter folgender Adresse geladen werden:
http://www.zabiegly.de/animations/fisch.html

----------------------------------------------------------------©2002


Heidudeldiedamsa

Herr Samsa kam aus Bagdad heim
Das hat wat! Sagte seine Süße
So volljedreckt warst du noch nie
Mal abjesehn von deine Füße

Herr Samsa Selbstlos muss man wissen
Wohnt nämlich stets zur Bombenzeit
Fünf mal am Tag auf einem Kissen
Das liegt von Kuwait wenig weit

Und wenn Herr Samsa knien tut
Dann eben nur mit saubre Füße
Weil dass Mohammet lieber mag
Auf diesem Wege: Viele Grüße

Und ab und an halt fall'n vom Himmel
Außer der Gnade auch Granaten
Dass freut die Leut' kollateral
Bis auf den Dreck an Hut und Jacken

Die sind dahin - Da brauchste neue
Da muss Herr Samsa weit nach Westen
Obgleich mit Pass für Arbeitsscheue
Hat Samsa 's hier bei uns am besten

Er kann im Land der freien Presse
Erfahr'n, dass man noch überlege
Wann, wo und wie man wohl am Besten
Sein Land in wahre Freiheit fege

Drauf muss Herr Samsa erstmal heim
zu seiner deutschen Süßen
Schläft ohne Bad im Sofa ein
blank nur an beiden Füßen

Sie streichelt ihm den Standardbart
Ach Jott, mein lieber Käfer !
Erschrickt, als sie noch näherrückt
Ach Jott, du bist ja 'n …

        …janz schön alter Mann jeworden!

(Das wurde vor dem offiziellen Beginn des 2.Irakkrieges geschrieben,
als es nur ein paar Sondierungsbombardements gab.)
---------------------------------------------------------------©2002


Der Krieg der Netten

 
Jeder Krieg hat einen Sinn!
Jede Kugel hat ein Ziel!
Jedermann ist gern dabei!
Jedermann hört gern Geschrei,
wenn es nicht so nahe ist
und auf den bunten Teller spritzt.

Dann wackeln Kerzen um die Kirchen
mit Plakaten in der Hand:
"Wie kann man nur so sinnlos töten?"
& "Menschlichkeit!" & "Toleranz!"

Neben Fussball, Ficken, Fressen
trifft nichts so gut wie fremder Tod.
Doch nach menschelndem Ermessen
und stetem Nachrichten vergessen,
sei das Töten nicht en vogue?,
sei nicht in unserm Katalog?

Es wackeln Kerzen um die Kirchen
mit Plakaten in der Hand:
"Wie kann man nur so sinnlos töten?"
& "Menschlichkeit!" & "Toleranz!"

Wir messen Töten nach Erfolg!
Wir kennen Sinn allein im Sieg.
Wer mordet ohne Zinseszins,
der wird von uns nicht mehr geliebt.
s' sei denn, man bombt für'n guten Zweck
den Dreck zurück in seinen Dreck.

Es wackeln Kerzen um die Kirchen
mit Plakaten in der Hand:
"Wie kann man nur so sinnlos töten?"
& "Menschlichkeit!" & "Toleranz!"

Toleranz – was soll das heissen?
Dulden!– sagt der dummen Duden.
Und jeder würde sicher gern
vom Nachbarn nur geduldet wer'n;
Ein Hit, der wahre Strassenfeger:

Mensch sei menschlich & friedlich & dulde den Neger!

(Nachdem ein Erfurter Jung sich die letzte Bahn freigeschossen hatte)

---------------------------------------------------------------©2002

wie wir's wollten

so wild weht der wind
wohl nach litauen hin
dein kleid nimmt er als drachen
dann lassen wir meine hose aufsteigen
und noch ein paar nutzlose sachen

:warum hab ich so viele jahre
auf der piazza il campo vertan
am stürmischen eismeer
im norden bei nacht
ist es gut und mit dir ist es warm
es ist gut, so gut und so warm

leg dich flach auf den bauch
dass der wind dich nicht greift
deine haare halten die wolken
ich bring dir kaffee an den nasskalten strand
alles ist so, wie wir es wollten

:warum hab ich…

dein kleid wird bald
in litauen sein
ich wickel dich in meinen schlips
mit den füßen giesse ich schnaps zum kaffee
mit den händen halte ich dich

:warum hab ich… 

komm, zeigen wir
dem  runden mond
daß du auch so was schönes hast
ich wende dich, wie die kaltmamsell
und werd wie der mond ganz blass

:warum hab ich…

am himmel gehen
jetzt die fische spaziern
sie sonnen sich in  deinem bauch
du küsst mich, wo ich es selber nicht kann
trotzdem versuch ich es auch

:warum hab ich…

ich fädel dir ketten
aus weißsilber sand
sie glänzen in deiner gischt
dann fängst du behende mit deiner hand
was vom himmel fiel – war das ein fisch!

:warum hab ich…

wir hüpfen wie möwen
wir kriechen wie krebse
endlich tun wir, was wir tun sollten
kurz vor dämmerung harken wir noch das meer
alles ist so, wie wir es wollten

---------------------------------------------------------------©2002

Wie wird der Proletarier zum Obst- und Vegetarier?

 
Wenn Weib sich vor dem Mann getraut
und trägt am Leib Orangenhaut,
wenn alle Flecken, Falten, Narben
duftleuchten satt orangefarben -
mithin hat er nicht nur von Ferne
-nein! - sie auch aus der Nähe gerne,
denn fürderhin riecht die Gesine
und schmeckt so gut nach Apfelsine!


---------------------------------------------------------------©1997
 
 
Klausuren schütteln durch
( Anleitung für Prüflinge )

 
Bei Gott ! Was hat die rauhe Inge
kompottglasdicke Augenringe !
Mondscheinlang sich wund gelesen.
Schon meint man 's sei kein Grund gewesen,
daß eine Fünf sich klausuliert.
Und doch 's auch künftig dazu führt,
und die Klausur im Schattenriss
wird mau – nur wieder Rattenschiss,
wenn Inge das nach Wissen jachtern  und dran nagen
nicht lässt, anstatt
die Dinge wachgerissen dem Nachbarn abzujagen.
Denn ‚Wissen‘ heißt nicht ‚wissen‘ – weil’s nicht geht –
Nein, vielmehr wissen, wo was steht !!!

---------------------------------------------------------------©1996


Winterflocken

Wenn es Winter war im Osten
und die Feinstrumpfhosen rar,
wenn denn,  ständen gut und gerne
Frauenbeine bar von Wärme
zitternd an der Ostlaterne,
wartend in dem Schneematsch da,
wartend auf den trocknen Bus
oder einen feuchten Kuss,

wenn denn nicht die Frauen im Osten,
die Besondren wie Gemeinen,
noch so klug gewesen wären,
wie im Sowjetland die Bären,
sich den Pelz nicht abzuscheren
von den schöngelockten Beinen,
weil das auch kein Mann so wollte,
dem sie sich entgegenrollte.

Weil aber die Welt im Osten
sich ohne Blutschnitt selbst rasierte,
kam’s auch der Ostfrau sehr modern
und Quick sah’n selbst Genossen gern,
wie zum Parteitag – Meine Herrn! –
ein Weib sich Wachs ans Bein massierte,
weil jetzt auch die Tschekistenbraut
auf Kahlschlag Eisbein aufwärts baut.

Wenn es uns heut’ nach Osten treibt
steht dort verfror’n an der Laterne
mit Wenig eine Nylonqueen:
„Na, Süserrr! Willsdu miet mich geh’n?
Nur Mut – Das Flattern in den Knien
verfliegt sofort bei Wichs & Wärme
wenn gut und glücklich Päderasten
ein babyglattes Bein betasten.

---------------------------------------------------------------©2001


katzengeburtstag

zwischen birn- und apfelbaum
sind die gräser flach
oft träumt dort die alte katze
unterm  blätterdach

zwischen birn- und apfelbaum
ein bett aus tuch und seil´n
darin schnurrt meine  mutter alt
sich einen traum zu teil´n

zwischen birn- und apfelbaum
träumen zwei verwandte
träum´ von apfel birn und gras
und wie die maus wegrannte

zwischen  birn- und apfelbaum
dringt ein sanftes brummeln
als ob in apfel birn und gras
sich bunte hummeln tummeln

zwischen birn- und apfelbaum
weckt argwohn beide katzen
der frühe mai kennt keine hummeln
und heben aug´ und tatzen

zwischen birn- und apfelbaum
stolzier´n zwei alte kater
mit maus und buntem gräserstrauss
der grimm und dann mein vater

---------------------------------------------------------------©2000

Pflaumbaumalbtraum

Ich geh zum See
und lass mich liegen,
um von der Sonne abzukriegen,
um meine Milchhaut  zu bebräunen,
um keine Möglichkeit zu säumen,
bei meinen vielen neuen Freundin’n,
die ich dann sicher haben werd,
bevor das Herbstlaub wiederkehrt.

Ich liege leicht
und fühl schon Frauen
mit Fieberaugen an dem Zaun
vor meinem Haus, um mich zu haschen,
um meine braune Haut zu naschen
und all die andern schönen Sachen,
die jeder kennt aus jedem Traum…
…ach, ja!... Ach, nee! Wer da? Ein Baum!

Ein Baum samt Pflaum!
blickt her und bricht
mit seinem Haupt mein Sonnenlicht,
um meinen Körper zu zerteilen
in helle und in dunkle Zeilen,
um mir mein Schicksal zu vereiteln,
dass mir durchbräunte Bräute bringt.
Ich gebe nach – Vier Meter links.

Und links gelingts!
Die Sonne schien
unwiderstehlich  auf mich hin,
denn die Natur ist doch für mich!
Bis mir am Bierbauch fürchterlich
ein Schatten auf den Nabel schlich –
Vier Meter fort. Zum neuen Ort.

Kaum liege ich,
da trifft er mich
schon wieder dieser fiese Schatten,
der selbe, den wir eben hatten,
um mich dem Wahnsinn hinzutreiben.
Kann mich der Pflaumenbaum nicht leiden?
Ist es sein Genus den ich meiden
muß? – Ich gebe auf – Nach Haus - Zum Bus!

Ich bin enttäuscht
von der Natur;
vielleicht auch von den Sonnen nur,
die schneller, als an andren Tagen
ihr Lichtlein hintern Pflaumbaum tragen,
damit die Frauen von Welt nicht sagen,
 „Ein Mann, ein Baum - so schön, so braun!
Ich will nur dich, du toller Traum!“

Ich schlafe schlecht
und sehr allein.
Wie hat der Brecht das recht gemeint?
Was war da mit den Pflaumenbäumen?
Wie wird man Gärtner seiner Träume?
Ich dacht, es reiche, sich zu bräunen
in unbekanntem Sonnenlicht. Ganz dicht
vor’m Fenster leise  dreh’n Pflaumbaumblätter Kreise.

---------------------------------------------------------------©2002

drei blumen und ein nasenloch

gwyneth, nimm es!
vier für dich!
ein fahrstuhl und drei fotos
der eine ist von otis
und auf den andern lotus

da wurde gwyneth kwängelich
verpo mich nich!
herrjo - schon is mich schwindelich
und eckje blumen mag ich nich

ach gwyneth, du bist wunderbar
doch sag nich immer ich ich ich
denk an du – ich meine mich
ich hab die drei für dich erstegert
am forst vor porst am weg zu wegert

das war dann dämlich doch
meine gwyn hatte genoch
und stoch mit einem lauten floch
die lotsen in mein nasenloch

mit dem andren holt ich luft
für einen langen sprint
denn ich hab nicht im lift geschifft
das vater mutter kind
wie schwierich schöne schranzen sind.

---------------------------------------------------------------©2001

Solange du lebst!

Ich hab mir ein Zimmer
Sehr weit oben gesucht
Weit weit oben über der Stadt
Schaue stumm aus dem Fenster
Sehe Hunde und Katzen
Wie sie kacken ins Friedhofsgras

Ich seh durch das Fenster
Wie die Sonne verschwimmt
Hinter dem Rauch und dem Glas
Dumpf wehen Trompeten
Vom Friedhof herauf
Und wieder mal war etwas

Ich seh auf den Bäumen
Tausend Krähen vergeblich
Auf Ihre Arbeit warten
Nur ihre Erwartung
Liegt gefangen im Sarg
Und dann in der Erde der harten

Ich seh wie Kolonnen
Von hässlichen Blumen
Zum frischen Kreuze hinfliessen
Als heimliche Freude
Über’s  Ende des Weges
Den sie nun einsam geniessen

Ich hab dieses Zimmer
So weit oben gesucht
So weit oben über der Stadt
Damit ich dich sehn kann
Bevor du den Weg
Zu mir gefunden hast

 ---------------------------------------------------------------©2000


Schöne grosse Unbekannte

 
Was die Giraffen wirklich schaffen
vermag ich kaum zu sagen;
wenn sie vergnüglich Wolken paffen,
wie soll ich sie da fragen?

Doch wenn Du einen Löwen weißt,
der springt und lange Hälse beißt,
kannst Du vielleicht im Liegen
die letzte Antwort kriegen.

---------------------------------------------------------------©2000


sofi-11-8-99

Hysterische Massen fahren zum 11. August 99 nach Süddeutschland,
besaufen individuell ihre Enttäuschung und singen hernach widerliche Lieder:

Schatten machen – Schatten haben

Nur weil sich Mond und Sonne lieben,
schamlos voreinander schieben,
fährt Voyeurin in den Süden,
um mit Krampfgenick zu blicken,
wie sich Mond und Sonne ficken.

Leider bleibt es sehr im Dunkeln,
wie die beiden Schönen munkeln,
sodass sich nur durch Bier und Schunkeln
im Säufertraum erahnen lässt,
wer dort wem die Meinung bläst.

Doch sicher bläst dort nur der Wind.
Und ein jedes Sternenkind
lacht, weil wir so blöde sind
und beglotzen die Korona;
Wer hat den Schatten? Erdbewohner!

---------------------------------------------------------------©1999


Mondgras

Wenn der Mond die Sichel senkt
knie nieder knie nieder
schneid das dunkle Gras zu Heu
zünd es an
und dann
die Scham die Angst und deine Scheu
verfliegen wie die Lieder
dich ich einst und immer wieder
in deinem kleinen Ohr verbarg
als du wach und fröhlich warst

Wenn der Mond sich nieder kniet
lass dich fallen, ganz tief fallen
in das warme dunkle Gras
saug es auf
und nimm in Kauf
dass alle Bilder jedes Maß
verschwimmen wie die Lieder
die ich einst und immer wieder
auf deiner weichen Haut verbarg
als du wach und fröhlich warst

Wenn der Mond sich fallen lässt
geh nicht fort, nur nicht fort
denn das weiche dunkle Gras
wird dich tragen
und dir sagen
dass du etwas in dir hast
was vergehn wird wie die Lieder
die ich einst und immer wieder
in deinem dünnen Haar verbarg
als du wach und fröhlich warst

Wenn der Mond dich dann verlässt
halt es aus, halt es aus
denn hinterm dunklen Wiesengras
erwartet dich
erwartet mich
der kalte Tau Antarktikas
doch auch der wird verschwinden wie die Lieder
die ich einst und immer wieder
in deinen grauen Augen sah
als du schliefst und traurig warst

---------------------------------------------------------------©2001


Ein sehr sommerlanges Wunder

Mit der ersten Sommersonne
fiel ein Schneemann auf die Welt.
Hat sich just aus heitrem Himmel
der schönen Sonne vorgestellt.

Die Sonne – heiß – fing an zu strahlen
und begann sich auszumalen,
wie die weiße Schneemannshaut
ausschaut, wenn sie aufgetaut.

Das Sommerwunder Schneemann lachte
verliebt zurück ins Firmament,
obgleich er gleichsam daran dachte:
Geht mir das gut, wenn ich so brenn?

So sann der schlaue Schneemann scharf:
Wir sehen uns besser nur zur Nacht!
Mithin wurd‘ gleich der Sonne klar,
daß dieser Freund kein ew’ger war.

„Ich lass mich doch bei dir nicht blicken
zu dieser Zeit und nur zum F..ernsehen!
Das würde niemand gern sehen.“
Man hörte Kohlenstückchen klicken.

Es ist doch klar und zu verstehen:
Der Schneemann braucht die Contenance.
Die Sonne kann nicht mit ihm gehen,
denn die Natur braucht die Balance.

Und doch verwirrt das sich‘re Ende:
Denn erst zur Wintersonnenwende,
als eis’ge Winde Wolken bliesen,
da schmolz er hin – sie musste niesen.

---------------------------------------------------------------©1998


GEFUNDEN:

http://berliner-morgenpost.de/archiv2001/010124/bezirke/story386645.html

Mittwoch, 24. Januar 2001
Aktion in der Obentrautstraße: Tanz gegen Rechts
t b Kreuzberg - Die Tanzschule Maxixe veranstaltet am Sonnabend unter dem Motto «Tanz gegen Rechts für mehr Toleranz» einen Benefizball. Der Top-Act sind die «Metropolitans», die ebenso auf ihre Gage verzichten wie alle anderen Künstler, die an dem Abend auftreten werden. Der Eintritt von 35 Mark und die Erlöse aus Tombola und Getränkeverkauf gehen zu Gunsten der Aktion «Opferperspektive»....

                            dazu folgendes:

walzer linksgestrickt

sind die zeiten leicht und links
tanzt man fürs vergnügen
sind die zeiten rau und rechts
tanze für den frieden!
tanz und tritt dein gegenüber
gegen schienbein knie und fuß
tanz und tritt zu uns hinüber
leg dir zu den standardgruß
tanz und übe toleranz
und wenn du nach dem tollen tanz
immer noch marschieren kannst
sauf dir für den guten zweck
egal die blauen flecken weg

                            oder einfacher:

Mitbürger macht Mitnazis zu Mittänzern!

Läuft durch die sonnje Obentraut
jehäuft die wonnje Nazibraut,
dann schick die Schickse ins Maxixe!
Da lernt se um -
von Haun uff Knickse.

---------------------------------------------------------------©2001


Guten Tag!

Hedonisten schwitzen in Büro-Galeeren
Utopisten stehn am Bahnhof für ne´ Mark
Hochhausindianer balancier’n     und sterben
Allergiker von Licht und Sonne wünschen  Guten Tag !

Kannibalen schenkt der Metzger Paybackpunkte
Leihmütter menstruieren viel zu lang
Ein Stoiker klebt außer sich vor Wut                                           
Pol Pot und Gandhi unter Aufsicht Hand in Hand

:Was passiert?
Alle irritiert!
Alles unsortiert!
Alle sagen: was soll ich den sagen?
Und warten auf den Tag
Nach den Tagen


Ein Zuspätveganer veitst um’s gold’ne Kalb
Dünne Hennen senden Eischaum für viel Geld
Ein grätenfreier Jungfisch sucht nach Halt
Und Oberammergau gehört doch längst der Unterwelt

Das MultiPlasmaKino spendet frische Streifen
Naturbewußte chatten sonntags analog
Mein Hühnergott versucht sein Löchlein abzustreifen
Denn nur wer wirklich offen ist dem öffnet bald die Not

:Was passiert?
Alle irritiert!
Alles unsortiert!
Alle sagen: was soll ich den sagen?
Und warten auf den Tag
Nach den Tagen

Im Wilden Westen wächst aus dem Ölzweig eine Peitsche
der Nahe Osten bleibt uns jeden Abend fern
Mit TV-Hitler wird Herr Knopp der neue Treitschke
und zum Frühstück hab´n sich alle wieder gern.

Meine Nachbarin quäl und verbrauche ich gern sachte
Unsre Kinder halten Ihren Freund auf  Trab
Der ein’zge Ausweg bog sich selber ab und lachte
Mir bricht die Brille und fällt links und rechts herab

:Was passiert?
Alle irritiert!
Alles unsortiert!
Alle sagen: was soll ich den sagen?
Und warten auf den Tag
Nach den Tagen

-----------------------------------------------------------©1996         

 
Mann kann hoffen! 

Ick kannt meine Mutter als Eenzjer von Inn.
Wat hab ick jeklammert! Ick wollt, wär noch drin!
Jelacht hat se nich – Ick war nich bestellt.
Se schickte mich uff –
Ick se ans Ende de Welt

Ick bin inne Schule kenn Juter jewesen;
Wollte trotzdem wat wissen, wat rechnen, wat lesen.
Doch alle ham se mich ausjelacht.
Keener jeholfen. ßum Trottel jemacht!
Ick war pinkeln, da hat’s im Chemieraum jekracht.

Ick bin ma som Kontrolletti bejegnet.
Wollt mit de U-Bahn ßu dir – hat so jeregnet.
Hat der fies jelacht und mich inn Regn jestellt.
Doch der lacht nu nich mehr –
jab’s halt Schienenersatzverkehr.

Ick hab uff Maloche mir krummjebogen.
Doch wat ick für wollte, darum wurd ick betrogen.
„Du Armleuchter“ hießet.
Wat ham se jelacht.
Ick hab denn für alle det Licht ausjemacht.

Ick hab ma mal uff Behörde jestoßen.
Wollt nich stets for de Kinder Humana bekoofen.
Die ham da nich vorher,
Nich nachher jelacht.
Ick hab se unjerne umjebracht.

Ick hab ma ne Frau wie vont Fernsehn jesehen.
In Leib Lust und Leben wollt ick der jehn.
Doch se hat nur jelacht.
Ick hab se wechjemacht.
Da hatt se nich jelacht.

Ick hatt och ma Lotto – glei ßum Papst hin nach Rom.
Wollt ihm sagen, wat war – der versteht sowat schon.
Aber erst hatta vor Ekel ins Mützchen jekeutzt,
Denn hat sich lachend inn Ärmel jeschneuzt.
Ick habn jewissenhaft anjekreuzt.

Ick hab noch janz fülle Bejegnung jehabt.
Nur det Glück, Nee, det Glück det kam nie anjetrabt
Ick lache ßu wenig
Hab noch nie nich jenossen.
Darum wurd ick denn och von mia selba erschossen…

… Leida hat ick da nich so richtig jetroffen.
Det heißt:                                              Mann kann hoffen!

---------------------------------------------------------------©1997


fernsehn verändert so
oder so



sie sagte: samen !
denn das liess sich so schön sagen
und wer samen will
braucht in der regel nicht nach fragen
und sie konnte sich das leisten,
denn sie war zwar
das hässliche mädchen aus rathenow
aber ausserdem talkgast
in der bärbel schäfer show
oh, oh
fernsehn verändert ja so
wow, wow
so oder so

er sagte: samen ?
ging ihr leicht über die zunge
er erzählte, wie das kam
wer zu früh kam, war der junge
doch er konnte sich das leisten,
denn er war zwar
der nachbar
von dem hässlichen mädchen aus rathenow
aber ausserdem talkgast
in der bärbel schäfer show
oh, oh
fernsehn verändert ja so
wow, wow
so oder so

sie sagte: mama !
mir iss komisch im magen
jetzt ma  bloss nich schwanger
ich will vom ronny keine plagen
das kann sie sich jetzt nicht leisten
denn sie war
das hässliche mädchen aus rathenow
und immer noch talkgast
in der bärbel schäfer show
oh, oh
fernsehn verändert ja so
wow, wow
so oder so

sie sagten: ach, ja ?!
wie soll das kind denn heissen
wann isses denn da
wo wird’s schreien und wo scheissen?
sie durften so scharf fragen
denn sie sind
bald die eltern vom kind
des hässlichen mädchen aus rathenow
aber ausserdem talkgast
in der bärbel schäfer show     
oh, oh
fernsehn verändert ja so
wow, wow
so oder so

sie sagte: werbung !
und dann klär'n wir alle fragen
unter anderen diese
wie wachsen embryos im magen?
sie muss sowas fragen
denn sie war
das fräulein talkmaster
in der hier erfahr’n sie alles bärbel schäfer show
mit dem hässlichen mädchen aus rathenow
oh, oh
fernsehn verändert ja so
wow, wow
so oder so

er sagte: aha !
das war wohl nicht der ronny
und sah dem stiefpapa
tief hinters hohe  ponny
er muss so was sagen
denn er war
der psycho-bla-bla
in der hier kommt alles raus bärbel schäfer show
mit dem hässlichen mädchen aus rathenow
oh, oh
fernsehn verändert ja so
wow, wow
so oder so

ein gast ruft : vererbung !
die ganze sippe is nich sauber!
aus! wir zeigen nur noch werbung!
ruft darauf jemand noch viel lauter
ja, wer konnte da nicht mehr?
das war der gastregisseur
von der sie ham ein recht auf info bärbel schäfer show
mit dem hässlichen mädchen aus rathenow
oh, oh
fernsehn verändert ja so
wow, wow
so oder so

seine karriere war gelaufen aber er war froh
denn er verliebte sich plötzlich
und fand ihn seitdem unersätzlich
den po
von dem hässlichen mädchen aus rathenow
oh, oh – fernsehn verändert - so oder so
wow, wow – das ganze leben im po
fernsehn verändert ja so

---------------------------------------------------------------©2000

ein bild von dir ?

kannste kriegen
bleib so liegen :
 
für den schönen großen fuss
hol ich aus dem ofen ruß
und dein bein?
scan ich ein
wenig mühe
für die knie
und die schenkel
schlichte sprenkel
po von hinten
aqua tinten
viel acryl
für´s gefühl
und warme stifte
an die hüfte
kohlestücken
für den rücken
an den bauch
kommt das auch
deine brüste
ja – ich wüsste!
und die arme beide
kuli oder kreide ?
in fett und schmalz
dein schöner hals
kopf und stirn ist
öl mit firnis
deine gusche
bunte tusche
deine blicke
schnelle striche
und die nase
in ekstase
ach, wo steht nur die lasur
für deine volle fönfrisur ?
bleib nur liegen
mach kein licht!

du sagst im gehen:
DAS BIN ICH NICHT!

---------------------------------------------------------------©2002

 
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