den tod am kragen
genozid nach peinigung massengrab im ärmelfutter wir schlichen aus der reinigung mein mantel ich & eine milbe ohne mutter!
(twitterbar) --------------------------------------------------------------------©2009
SM – Stunden der Musik
die küre wallt. der angebor'ne blasebalg ist lose unter'm stoff verschnallt. schon sausen nieder immer wieder stockhausens stöcke flapps! auf's mieder ganz ohne hass und liebe. der grund ist nur, dass von dem hiebe ein grundton per konserve bliebe.
viel arsch- & urschlag später zerhupt's die walli tief und satt. ariola! lobt der täter und lotst die note auf ein blatt.
[ hariola, ariola, lat., F.: nhd. Wahrsagerin, Weissagerin, Opferschauerin; Q.: Plaut. Quelle: http://www.koeblergerhard.de/Latein/LateinischesWB.pdf ]
--------------------------------------------------------------©2006 / 2009
zwei reiher
wir mögen den molch wir umfliegen die unke
wir obliegen dem olm wir fröhnen dem frosch
wir können auch mit kröten und schwärmen für schlammteufel
nur mit dem storch gibt’s immer streit und mit dem kranich geht’s gleich gar nich’
---------------------------------------------------------------©2008
grüne verse I
vier lurchen schlurften über furchen und unkten über möglichkeiten. vier reifen streiften ihre laichen, um sie noch etwas auszubreiten.
---------------------------------------------------------------©2008
realo mao müller las aus „realo mao müller“
...
sicher ist, dass sich das blatt, nicht wendet. erstens habe ich geblättert, und weil das buch hier endet.
---------------------------------------------------------------©2008
ende des frühlings
die gelben fettjen frittenblumen färben sich ins grüne feld und klatschmohn klatscht auf den bitumen, als bussard hart auf's mäuschen fällt, und für deine sommertitten kriegen die, die daran schnitten, einen kremser krötengeld.
---------------------------------------------------------------©2007
der gute tag
der gute tag ist immer der von gestern. die gute nacht ist immerhin ein plan. die henne lacht : vorm vollen napf die toten schwestern. und doch doch wird er wieder, muß ja wieder will er wieder, kräh´n der doofe hahn
---------------------------------------------------------------©2006
bennewitzens herzreise
den juten stüft von faba ant schwatte jör in kenia! ick denk an ihm - dänn aba hatt ick pennsylvania.
---------------------------------------------------------------©2005
krampf in der hand
ich halt hier hoch in meiner hand das alte neue zauberland. es ist nicht groß und nicht zu klein und wer hinein will, passt hinein.
hier laufen alle nackt herum. wer einen hut trägt, gilt als dumm, weil hier ja stets die sonne scheint. und sollt' es regnen, geh'n wir rein
in unser aller gleiches haus und seh'n wir raus, sieht's anders aus, denn jeder trägt hier seine mähne und stolz verschiedengelbe zähne
zum haus heraus an tür'n und fenstern und ringsrum sehen wir unsern wänstern beim tanzen zu im klaren regen, denn jeder kann sich frei bewegen.
und woll'n wir essen, essen wir: ein blatt ein bier und manches tier. und wer gern sitzt, der schnitzt vom baum sich einen stuhl - mehr gilt als klau'n.
und woll'n wir unsre leiber reiben, kann jede jeden immer leiden. wir brauchen dafür keine zeit , die ist für alle zeit befreit.
sie war schon ewig nichts mehrwert und wer sich noch bei ihr beschwert der wohnt auf anderen planeten wo schaf und schwert für frieden beten.
der letzte gutgeplante tod traf hier ein sonderangebot, um dass sich schnäppchengeile titten bevor sie folgten, folgsam stritten.
ich halt hier hoch in meiner hand das neue alte zauberland ich halt's so hoch daß alle meinen iss nix zu sehn! da kann nix sein! ---------------------------------------------------------------©2003/05
so gut es geht von liebe
mit deiner langen fingerspitze ziehst du meine rückennaht die wirbel liegen frei und schwitzen aus, was sie gehalten hat bevor ich falle, greifst du mich die zähne tief im hals und sprichst, so gut es eben geht von liebe
du wäscht mich nicht, du feilst nur dir deine wunden glieder scharf ich bürste dich sehr akrobatisch raus aus meinem rückenmark bevor ich blank bin, schleif ich mich zurück in deinen wald und pfeiff, so gut es eben geht von liebe
du schläfst schon, träumst von dir und laut reiß ich mir ein planquadrat heraus aus deiner rauhen haut um einzuzeichnen, wo ich war bevor du wach wirst, hab ich es auf deinen losen mund geschnallt und geh, so gut es eben geht in liebe ---------------------------------------------------------------©2005
weiße nächte
das chlorophyll in deinen haaren hat sich vor jahren ausgewaschen. du alte faltje pusteblume, ich hätte hier noch ein paar flaschen
aus jenen östrogenen tagen, als deine kinder noch im haus und meine noch am leben waren. gießt du schon ein? ich zieh mich aus
und leg mein bein unter den schrank, damit uns nichts im wege ist. verdammt, sind deine augen schlank, wenn du dich blank auf's laken hebst.
ganz weiß auf weiß im weißen raum - wir baden unter halogenen. wir trinken langsam und wir schaun uns auf die frischgekalkten venen,
bis früh unser gefäßsystem an seine harten grenzen stösst - wir schlurfen über das plateau im stützstrumpf, der sich spannt und löst
und greifen ihn und binden uns, so gut es geht, im sitzen an und halten uns von mund zu mund, bis ich es nicht mehr halten kann
und leise kräht der alte hahn. du gackerst mit, halbtot und naß.
wir schlafen tief bis irgendwann ganz brav alsdann im wasserglas. ---------------------------------------------------------------©2005
liebeslied?
musst schon wieder fort? hast du keine zeit? sieh doch! deine schuhe! und der riß im kleid! dein haar ist los und wild. dein atem ist noch schwach. geh nicht! geh nicht so hinaus in die nacht! nicht in den tag.
renne doch nicht weg! siehst du, auf den tisch hab ich brot gestellt, bier und etwas fisch. mach mich nicht verrückt! hast du irgendwas? geh nicht! geh nicht so hinaus in die nacht! nicht in den tag.
halt die füße still! gib mir deine haut! denke nicht, ich hätt' mich unter dich getraut, ohne diese angst, die du grade hast. geh nicht! geh nicht so hinaus in die nacht! nicht in den tag.
bremsen quietschen laut. straßenbahnen steh'n. pass nur auf dich auf, beim nach hause flieh'n. wohin du immer fliehst - bist schon immer da! geh nicht! geh nicht so hinaus in die nacht! nicht in den tag. ---------------------------------------------------------------©2004
der gute mensch & der hunger
(für hermann van veen)
ich hätt’ es früher essen müssen es hat gelitten – armes ding - und viel zu lang ich werd es rächen es riecht so gut und ist noch warm
ich hätt’ es früher essen müssen es war so alt und doch so durch das arme ding gleich morgen will ich stechen dem armen schwein das kind
ich hätt’s wohl früher essen müssen die augen! – armes kleines ding es lag so da und blickte traurig zum feldsalat so ganz und gar
hätt’ ich es früher essen müssen? das arme kleine ding, noch früher? weit weit vor’m fleischer? nein, nein! – ich achte auch das brot! und werd kein schweinesamenstreicher. ---------------------------------------------------------------©2004
lebensmittellyrik - brot
ich brauch dich wie brot im schneidapperat einen kanten, 'ne scheibe ein schnittchen zum fraß ich mache dich klein vertrag nur portionen und kann nicht mit dir im brotkasten wohnen ---------------------------------------------------------------©2004
lebensmittellyrik - im kühlschrank
tofu tofu krummes männchen bist ja auch allein schau, ich schalte nur für dich deine sonne ein
tofu freut die morgenröte fragt, wann ich ihn endlich töte
tofu tofu sojakäse! denk an die gerechtigkeit auch der mensch stirbt von alleine in der kalten dunkelheit
tofu reut das lebenslicht wenn er dann stirbt – ich stör ihn nicht ---------------------------------------------------------------©2004
aus frau hoppsassas tagebuch - die kreuzfahrt
ich leg 3 hohe sahneschnitten vor mombassa auf das riff und ruf ins seichte einem schwarm zu negerfischlein! friss ! die dunklen fischlein aber weichen lächelnd in die tiefe aus die mitgebrachten möwen kreischen und stürzen auf die schnittchen drauf
ich häkel eilig eine rutsche von der reeling bis zum riff und kreische lauter als die möwen als ich mich löse von dem schiff und in die leise tiefe reise zu retten, was zu retten ist das meer schäumt wie zitronenbrause und langsam löscht das meer das licht
ich sitze mit 3 sahneschnitten auf dem grund vor afrika eine möwe auf der schulter weil ich doch domteuse war in dem zirkus, wo die bockwurst groß war wie ein zeppelin und sobald mir wieder klar ist wo das war, geh ich dort hin ---------------------------------------------------------------©2004
fehlkonstruktion
wenn er eine öse hätte dieser böse erdplanet auf dem herum um meine lampe fensterlos mein häuschen steht, dann könnt ich dort alleine hängen und müßte meine birne nicht neben die der lampe zwängen. ---------------------------------------------------------------©2004
Alte Bekannte
Das schöne an ´ner Depression ist, wenn se kommt, man kennt sich schon. Kein Gruß, kein Kuss & keine Fragen - nur so sitzen & ertragen. ---------------------------------------------------------------©2004
verpasst
die ganze welt haut auf den putz und fällt herab nur knapp daneben stehe ich - welch pech ich hab ---------------------------------------------------------------©2004
noch ist herbst
noch ist herbst der schwan steckt noch nicht fest im eis die soko wasserleiche fährt noch über uferdeiche solang noch irgendjemand irgendetwas mit sich reisst
noch ist herbst der wind hat noch das laub zum spielen das allerletzte arschgeweih trinkt sich die alten freunde neu und schreit sich taub, als die im uferlaub blank auf sie fielen
noch ist herbst noch geht es, fortzuschleifen, was nicht selber geht die vögel fliegen formatiert dorthin, wo ihnen nichts passiert wer bleiben muss, der sucht im fluss, ob sich noch irgendwas bewegt ---------------------------------------------------------------©2004
naturfest
zwischen kaffee keks und bäumen lungern alte blicke auf der frau mit fuffzig kerzen nur ein mann mit wachem herzen glotzt auf ihre titte
und die frau mit fuffzig kegeln manche tragen ihren namen schwatzt mit ihren fuffzig schwestern wetter – fernseh’n – heute – gestern gut das alle kamen
nur den alte stillen mann will sie nicht am jubeltisch sollte nicht von ihrem kuchen nichts in ihrem garten suchen dieser geile fisch
gottlob fällt ein schwerer regen just auf alle kleider kegelschwestern zücken schirme nur dem mann tropft das gehörne also muss er weiter
dreht sich nochmal um im gehen überm kopf die jacke und wie zum wilden abschiedskuss glotzt der nochmal auf die brust mit der schwalbenkacke ---------------------------------------------------------------©2004
herr voss in disse & tusse
in der mitte seiner träume wuchs ein schöner toter ast alles was voss horosglobte hat darauf gepasst
an der kante seiner träume wippt der morgen träge voss braucht einen wanderstock und nimmt die fuchsschwanzsäge
herr voss weiß was von körperpflege ---------------------------------------------------------------©2004
drei kreuze
ich habe keine welt in mir. ich hab kein bild vom nächsten tag. was ich noch denk, zerfällt mit dir, wenn ich dich morgen früh erschlag.
ich habe keinen trost in mir. ich hab nur lust dich zu zerstör´n. wenn du erst nicht mehr bei mir bist, musst du nicht mehr mein klagen hör´n.
ich habe keinen sinn für dich. du bist zu schön. willst du nicht fort? die liebe ist doch lediglich die hälfte eines doppelmords.
ich hatte keinen plan vom glück. du hattest ihn und hast ihn offen an meine leere wand geklebt - nun geh schon, geh! damit dein schöner plan den morgen überlebt. ---------------------------------------------------------------©2003
drei kreuze – die volkstheaterversion
nimm den fuß aus meinem hintern. tut so weh dein dicker zeh. mach mir lieber ein paar kinder, so, dass ich dabei seh
nimm den strick von meinen händen. mann, ich kann mich selber halten. lass das blut in deine lenden. bist hier nicht bei deiner alten.
nimm das werkzeug da vom laken. dein kleiner keil ist geil genug. lass uns endlich tiefer atmen. küss mich nieder zug um zug.
nimm doch dieses heft vom nachttisch, oder fehlt dir irgendwas. meine mutter ist in spanien. komm, wir ham alleine spass.
oder was?
ach!
nimm dir dort die fernbedienung. zapp und zoom dir titten groß. ich hol vom hof die motorsäge, weil ich dich wohl teilen muß. ---------------------------------------------------------------©2003
pasinger stadtpark
morgen dämmert - vögel husten stadtparknebel aus dem schnabel auf der parkbank liegt ein pärchen schon sehr lange schön verkabelt
morgen hämmert - portugiesen stemmen häuser aus den wiesen von der parkbank fällt ein paar mit dem verdacht dass da was war
nur ein vogel aus lisboa wusste schon dass doa nix woa nix - nur etwas flüssig flachsen und ein paar steigt in zwei taxen ---------------------------------------------------------------©2003
R . I . P .
wir sind aufs meer hinausgefahren. die möwen mit uns und der fisch. die wellen zählten wir in jahren - kann sein, dass es zu wen´ge waren. wir sind aufs meer hinausgefahren. sonst nichts.
wir sind aufs meer hinausgefahren, dort, wo die welt zu ende ist und alle welt ist mitgefahren - kann sein, dass wir zu wen´ge waren. wir sind aufs meer hinausgefahren. sonst nichts.
wir sind aufs meer hinausgefahren. auf dem kadaver kreischen möwen. dein atem war der wind zum fahren - kann sein, dass wir zu früh dort waren. fahr heim! und träume von den löwen.
sonst nichts. ---------------------------------------------------------------©2003
Naturburschenfrage
Meine Sexpartnerin wäscht sich mit Seife aus toten Tieren. Doch was ich nicht begreife: Wenn sie so ruchlos auf dem Kanapee das Knie verschiebt, warum sie dann so gut wie nie nach Schweineknochen riecht ! ---------------------------------------------------------------©2003
Regeln müssen sein!
Beim Angeln fing ich einen Frosch, der übel grün nach Frosch noch roch. Kühn schritt ein Koch zum Wasserloch: „Wenn er dir stinkt – gib mir Ihn doch!“
Ich tat, als überlegt ich lange, doch sah den Frosch schon in Kochs Pfanne. Wir sah’n uns an von Mann zu Manne und handelten die Handelsspanne.
Bis Koch sich doch erweichen ließ, dass beiderseits was übrigblieb - Plotz packt den Frosch der Lebenstrieb, so forsch war das Geschäft versiebt.
(Wenn was nicht klappt, klappt meistens Krieg !)
Klapp klapp hat Storch den Frosch genossen. Doch Koch und ich standen begossen, denn schliesslich war schon was beschlossen! So ham wir uns nach Ehr und Innung halt die Gesinnung weggeschossen. ---------------------------------------------------------------©2003
Gib mir einen Hut
Und eine große Feder Im Hut sei etwas Mut Und sei nicht gar so spät da Damit ich dich noch kitzeln kann Bevor der vorwitzige Hahn Die Feder späht und danach kräht Und Hut wie Mut wie Nacht vergeht Noch eh’ die Feder senkrecht steht. ---------------------------------------------------------------©2003
Jeden Sommer wieder
Wenn die Schlittschuhläuferinnen, im Park auf kleinen Rädern stehn, wenn die braunen schnellen Frauen auf hohen Beinen Runden drehn, schaun dicke Männer aus der Mitte und träumen sich ins Gleichgewicht und wischen sich aus Anteilnahme nervösen Schweiß aus dem Gesicht
Wenn die Schlittschuhläuferinnen, im Park auf kleinen Rädern stehn, drehn sich die Herrchen aus der Mutter und ziehn den Bauch zum Rückgrat hin. Zum Glück fragt Mutti, was da sei noch kurz bevor der Brustkorb platzt. Das Herrchen lässt sein Körper frei seufzt abgepumt: „Na nüscht, mein Schatz!“
Wenn die Schlittschuhläuferinnen ím Park auf kleinen Rädern stehn, werden Schnauz und Dackel schwach und trotz Erziehung kann man sehn, wie sie an Herrchens Sockennaht das kurze eine Beinchen heben und mit dem anderen entspannt dem Herrchen beizupflichten pflegen.
Wenn die Schlittschuhläuferinnen im Park auf kleinen Rädern stehn, flutet Sehnsucht Hygrometer, auch wenn die Wetter trocken gehen. Dann weinen Männer wie die Hunde in ihrer anonymen Art. Und wissen nicht, dass jeder Mensch in dieser Runde das ganz genau gesehen und ganz genau verstanden hat. ---------------------------------------------------------------©2003
die fünfte jahreszeit
wenn der knoten platzt und dein haar sich löst dein kleid liegt in den feldern wenn dein mund sich hebt deine hemmung döst ist alles dort, wo du bist
es ist alles dort, wo du bist
wenn die sehnsucht schläft weil ein traum sich trifft dein schuh ist längst verloren wenn dein bein sich hebt und dein schönes schiff ist alles dort, wo du bist
es ist alles dort, wo du bist
wenn dein körper fliegt und dein atem rast zwischen kopf und brust und flügeln und wenn du sicher bist daß das nicht alles ist dann ist alles dort, wo du bist
es ist alles dort, wo du bist ---------------------------------------------------------------©2003
zurück zurück
ich sitz im zug und seh hinaus die stadt rennt los wohin, wohin die straßen folgen schritt für schritt wo fahr ich hin ich muss zurück
und häuser stürzen hinterher und brücken fliehn wohin, wohin der fluss folgt bis er nirgends ist wo will ich hin ich muss zurück
und wiesen jagen blind vorbei samt zaun und rind wohin, wohin und ziehen wald und felder mit wer weiß wohin ich muss zurück
die wolken hält schon lang nichts mehr sie fliegen los wohin, wohin soweit mein blick reicht, flieg ich mit ich komm nicht weit ich muss zurück
und selbst die schwere sonne schwimmt in einem zug wohin, wohin wohl dahin, wo die nacht noch ist doch wo bist du ich muss zurück
der zug rast in ein buntes tuch das uns zerreisst der gegenzug spür´ nur noch, dass ich etwas weiß ich weiß, wohin der zug entgleist
und endlich steht die erde still und ich erwach und vis á vis liegst du im leisem atemzug ich bin zurück und deck dich zu ---------------------------------------------------------------©2003
frühling sei leise !
die katzen im hof legen mäuse vors brett ein hund wedelt sich um den schwanz ein zugereister vogel weckt mich auf im falsett und ich - halt mich selbst in der hand
der morgen zu früh schlägt sich grell an die wand du wolltest nochmal in den schnee du brauchst diese höhen für die schussfahrt danach wintertraum – so hiess auch dein tee
:sei leise, frühling sei leise sei doch leise du grüner idiot warum willst du grad hier deine wurzeln ausschlagen schau hin – der acker ist tot
ein pferd hämmert jäh mit den hufen ans tor ein schaf blökt sich durch zum frisör ein schwein träumt im mist vom offnen vollzug doch ich geb mein kissen nicht her
ich will meinen blick vor der sonne verbergen er soll mich nicht treffen ihr strahl wie damals – als ich noch die felder bestellte du kamst mir entgegen vom tal
:sei leise frühling sei leise...
ein rauptier schraubt sich bunte flügel ans fell goldne fliegen feiern ein fest auch der mück meldet sich zurück in der welt und wer´s braucht baut sich ein nest
ich hab ja schon eins – viel zu groß und zu breit da bleib ich drin liegen für immer vielleicht aber nur bis es hier wieder schneit und du hier hereinschneist ins zimmer
:sei leise frühling sei leise... ---------------------------------------------------------------©2003
es könnte sein
wir sind kunden, user und bürger sozial kompetent und gern mörder der mörder wir sind das volk, mit-mensch oder ohne verbraucher, nichtraucher otto-normal-extremsportschablone wir sind betroffen sogar persönlich wir sind besoffen von herbert versöhnlich wir sind demokraten wir warten wir warten wir warten nicht sondern sagen´s dem fernseher klar ins gesicht
es könnte sein, dass es könnte ich an dich mich gewöhnte wir uns hin- oder nur nehmen dass wir selber das schönste uns sind und nicht schämen für den hunger und den durst an den trockenen lippen bis dahin werde ich ohne dich am bahnhof stehen und auf meine zerbissenen nägel blicken.
wir kleckern nicht gern wir klotzen stattdessen haben sonst aber nazideutsch völlig vergessen denn wir sind doch die, die keine juden mehr schlagen jedenfalls sind wir die, die es tagtäglich sagen und wir wissen, was schlimm ist weil wir selber schlimm waren das ist ganz ganz lang her wie lang, darfst du raten hitler sei dank - wir sind demokraten und lieben die staaten, die staaten, die staaten nicht weil dass grad unter anderem unter anderen so ist.
es könnte sein, dass es könnte ich an dich mich gewöhnte wir uns hin- oder nur nehmen dass wir selber das schönste uns sind und nicht schämen für den hunger und den durst an den trockenen lippen bis dahin werd ich ohne dich am bahnhof stehen und auf nervösen zehen wippen.
wir raten und raten auf allen kanälen wir raten beim wählen, beim brot und vermählen wir raten, was hoffentlich richtig ist und wissen kaum, was vom richtigen wichtig ist wir lieben die umwelt, wenn ein halm drauf wächst klammern uns dran und sind so entsetzt wenn ein schwarzes schaf diesen letzten zerfetzt. wir sind doch die guten mit der fdgo warum dieses blut hier und anderswo? wir sind doch bescheiden denn wir sind demokraten am verfallstag spenden wir unsern weihnachtsbraten nicht weil der tag wenn er fällt alles selber frisst!
es könnte sein, dass es könnte ich an dich mich gewöhnte wir uns hin- oder nur nehmen dass wir selber das schönste uns sind und nicht schämen für den hunger und den durst an den trockenen lippen bis dahin werd ich ohne dich am bahnhof stehen und die gleise nach hause nach hause schicken. ---------------------------------------------------------------©2002
SylvesterSonett
Bunte Lichter in die allerletzte Nacht, mit Getöse böse Geister fernzuhalten, um im neuen Jahr viel leichter zu verwalten, was zu guter letzt das letzte nicht gebracht.
Im Funkenfluge wird die alte Hoffnung wach, doch schon auf halbem Wege war vergessen das Ziel, den kleinen Himmel auszumessen. Erloschen fällt ein Traum auf´s fremde Dach
und bleibt dort liegen neben andern halben Träumen und wartet auf den alltäglichen schrägen Wind, der kommt, um unsre Dächer aufzuräumen.
Just auf der Straße, spielt mit dem Jubeltod ein Kind - äfft Aufstieg, Leuchten und die Hoffnung nach - bis es erwachsen heißt und weiß, wie schön Realitäten sind. ---------------------------------------------------------------©2002
nivelle
als ich noch schmetterlinge fing und wie ein ast im baume hing und mich auch wie ein ast benahm wenn eine wespe oder biene mir meiner haut zu nahe kam schoss nur das blut in mein gesicht denn prompt war´n worte viel zu schwer bis auf ein stummes “du?“ mehr nicht
doch jetzt, da ich belesen bin und mächtig aller worte sinn die ich aus schweren schwarten krame bin ich ein geistesfetter hühne weil ich vom ess- zum schreibtisch lahme doch wenn du gut und einfach sprichst “na, komm!“ hebt sich mein wanst nicht mehr nur noch ein dummes “ich?“ mehr nicht ---------------------------------------------------------------©2002
Liebe zum Handwerk
Ein Fleischer fiel im Freitagsdurst auf eine leichte Fleischerin und deren zweites Doppelkinn. Die kreischte erst nach Monaten und kneift alsdann von mittendrin heraus ihr eigen Fleisch & Wurst. ---------------------------------------------------------------©2002
Der gewöhnliche Hospitalismus
kleiner fisch im trüben glotzt mit seinen müden augen rundherum leis und stumm im aquarium
kleiner fisch so fad glotzt blöde und matt schweigt vor sich hin was soll er auch sagen kommt eh‘ keiner fragen
kommt nur einer schütten kunstfloh aus tüten und schwatzt: na, schmeckt's jut? fisch kriegt kaum luft vor lauter wut
kleiner fisch im trüben glotzt mit seinen müden augen rundherum leis und stumm im aquarium
und kippt um
--
Ihre Interpretation dieses Gedichtes haben Christina Kellner, Felix Gschwandtner, Matthias Zabiegly von der FH Deggendorf in einem 3D-Animations-Film verarbeitet. Der Film kann unter folgender Adresse geladen werden: http://www.zabiegly.de/animations/fisch.html
----------------------------------------------------------------©2002
Heidudeldiedamsa
Herr Samsa kam aus Bagdad heim Das hat wat! Sagte seine Süße So volljedreckt warst du noch nie Mal abjesehn von deine Füße
Herr Samsa Selbstlos muss man wissen Wohnt nämlich stets zur Bombenzeit Fünf mal am Tag auf einem Kissen Das liegt von Kuwait wenig weit
Und wenn Herr Samsa knien tut Dann eben nur mit saubre Füße Weil dass Mohammet lieber mag Auf diesem Wege: Viele Grüße
Und ab und an halt fall'n vom Himmel Außer der Gnade auch Granaten Dass freut die Leut' kollateral Bis auf den Dreck an Hut und Jacken
Die sind dahin - Da brauchste neue Da muss Herr Samsa weit nach Westen Obgleich mit Pass für Arbeitsscheue Hat Samsa 's hier bei uns am besten
Er kann im Land der freien Presse Erfahr'n, dass man noch überlege Wann, wo und wie man wohl am Besten Sein Land in wahre Freiheit fege
Drauf muss Herr Samsa erstmal heim zu seiner deutschen Süßen Schläft ohne Bad im Sofa ein blank nur an beiden Füßen
Sie streichelt ihm den Standardbart Ach Jott, mein lieber Käfer ! Erschrickt, als sie noch näherrückt Ach Jott, du bist ja 'n …
…janz schön alter Mann jeworden!
(Das wurde vor dem offiziellen Beginn des 2.Irakkrieges geschrieben, als es nur ein paar Sondierungsbombardements gab.) ---------------------------------------------------------------©2002
Der Krieg der Netten
Jeder Krieg hat einen Sinn! Jede Kugel hat ein Ziel! Jedermann ist gern dabei! Jedermann hört gern Geschrei, wenn es nicht so nahe ist und auf den bunten Teller spritzt.
Dann wackeln Kerzen um die Kirchen mit Plakaten in der Hand: "Wie kann man nur so sinnlos töten?" & "Menschlichkeit!" & "Toleranz!"
Neben Fussball, Ficken, Fressen trifft nichts so gut wie fremder Tod. Doch nach menschelndem Ermessen und stetem Nachrichten vergessen, sei das Töten nicht en vogue?, sei nicht in unserm Katalog?
Es wackeln Kerzen um die Kirchen mit Plakaten in der Hand: "Wie kann man nur so sinnlos töten?" & "Menschlichkeit!" & "Toleranz!"
Wir messen Töten nach Erfolg! Wir kennen Sinn allein im Sieg. Wer mordet ohne Zinseszins, der wird von uns nicht mehr geliebt. s' sei denn, man bombt für'n guten Zweck den Dreck zurück in seinen Dreck.
Es wackeln Kerzen um die Kirchen mit Plakaten in der Hand: "Wie kann man nur so sinnlos töten?" & "Menschlichkeit!" & "Toleranz!"
Toleranz – was soll das heissen? Dulden!– sagt der dummen Duden. Und jeder würde sicher gern vom Nachbarn nur geduldet wer'n; Ein Hit, der wahre Strassenfeger:
Mensch sei menschlich & friedlich & dulde den Neger!
(Nachdem ein Erfurter Jung sich die letzte Bahn freigeschossen hatte)
---------------------------------------------------------------©2002
wie wir's wollten
so wild weht der wind wohl nach litauen hin dein kleid nimmt er als drachen dann lassen wir meine hose aufsteigen und noch ein paar nutzlose sachen
:warum hab ich so viele jahre auf der piazza il campo vertan am stürmischen eismeer im norden bei nacht ist es gut und mit dir ist es warm es ist gut, so gut und so warm
leg dich flach auf den bauch dass der wind dich nicht greift deine haare halten die wolken ich bring dir kaffee an den nasskalten strand alles ist so, wie wir es wollten
:warum hab ich…
dein kleid wird bald in litauen sein ich wickel dich in meinen schlips mit den füßen giesse ich schnaps zum kaffee mit den händen halte ich dich
:warum hab ich…
komm, zeigen wir dem runden mond daß du auch so was schönes hast ich wende dich, wie die kaltmamsell und werd wie der mond ganz blass
:warum hab ich…
am himmel gehen jetzt die fische spaziern sie sonnen sich in deinem bauch du küsst mich, wo ich es selber nicht kann trotzdem versuch ich es auch
:warum hab ich…
ich fädel dir ketten aus weißsilber sand sie glänzen in deiner gischt dann fängst du behende mit deiner hand was vom himmel fiel – war das ein fisch!
:warum hab ich…
wir hüpfen wie möwen wir kriechen wie krebse endlich tun wir, was wir tun sollten kurz vor dämmerung harken wir noch das meer alles ist so, wie wir es wollten
---------------------------------------------------------------©2002
Wie wird der Proletarier zum Obst- und Vegetarier?
Wenn Weib sich vor dem Mann getraut und trägt am Leib Orangenhaut, wenn alle Flecken, Falten, Narben duftleuchten satt orangefarben - mithin hat er nicht nur von Ferne -nein! - sie auch aus der Nähe gerne, denn fürderhin riecht die Gesine und schmeckt so gut nach Apfelsine!
---------------------------------------------------------------©1997 Klausuren schütteln durch ( Anleitung für Prüflinge )
Bei Gott ! Was hat die rauhe Inge kompottglasdicke Augenringe ! Mondscheinlang sich wund gelesen. Schon meint man 's sei kein Grund gewesen, daß eine Fünf sich klausuliert. Und doch 's auch künftig dazu führt, und die Klausur im Schattenriss wird mau – nur wieder Rattenschiss, wenn Inge das nach Wissen jachtern und dran nagen nicht lässt, anstatt die Dinge wachgerissen dem Nachbarn abzujagen. Denn ‚Wissen‘ heißt nicht ‚wissen‘ – weil’s nicht geht – Nein, vielmehr wissen, wo was steht !!!
---------------------------------------------------------------©1996
Winterflocken
Wenn es Winter war im Osten und die Feinstrumpfhosen rar, wenn denn, ständen gut und gerne Frauenbeine bar von Wärme zitternd an der Ostlaterne, wartend in dem Schneematsch da, wartend auf den trocknen Bus oder einen feuchten Kuss,
wenn denn nicht die Frauen im Osten, die Besondren wie Gemeinen, noch so klug gewesen wären, wie im Sowjetland die Bären, sich den Pelz nicht abzuscheren von den schöngelockten Beinen, weil das auch kein Mann so wollte, dem sie sich entgegenrollte.
Weil aber die Welt im Osten sich ohne Blutschnitt selbst rasierte, kam’s auch der Ostfrau sehr modern und Quick sah’n selbst Genossen gern, wie zum Parteitag – Meine Herrn! – ein Weib sich Wachs ans Bein massierte, weil jetzt auch die Tschekistenbraut auf Kahlschlag Eisbein aufwärts baut.
Wenn es uns heut’ nach Osten treibt steht dort verfror’n an der Laterne mit Wenig eine Nylonqueen: „Na, Süserrr! Willsdu miet mich geh’n? Nur Mut – Das Flattern in den Knien verfliegt sofort bei Wichs & Wärme wenn gut und glücklich Päderasten ein babyglattes Bein betasten.
---------------------------------------------------------------©2001
katzengeburtstag
zwischen birn- und apfelbaum sind die gräser flach oft träumt dort die alte katze unterm blätterdach
zwischen birn- und apfelbaum ein bett aus tuch und seil´n darin schnurrt meine mutter alt sich einen traum zu teil´n
zwischen birn- und apfelbaum träumen zwei verwandte träum´ von apfel birn und gras und wie die maus wegrannte
zwischen birn- und apfelbaum dringt ein sanftes brummeln als ob in apfel birn und gras sich bunte hummeln tummeln
zwischen birn- und apfelbaum weckt argwohn beide katzen der frühe mai kennt keine hummeln und heben aug´ und tatzen
zwischen birn- und apfelbaum stolzier´n zwei alte kater mit maus und buntem gräserstrauss der grimm und dann mein vater
---------------------------------------------------------------©2000
Pflaumbaumalbtraum
Ich geh zum See und lass mich liegen, um von der Sonne abzukriegen, um meine Milchhaut zu bebräunen, um keine Möglichkeit zu säumen, bei meinen vielen neuen Freundin’n, die ich dann sicher haben werd, bevor das Herbstlaub wiederkehrt.
Ich liege leicht und fühl schon Frauen mit Fieberaugen an dem Zaun vor meinem Haus, um mich zu haschen, um meine braune Haut zu naschen und all die andern schönen Sachen, die jeder kennt aus jedem Traum… …ach, ja!... Ach, nee! Wer da? Ein Baum!
Ein Baum samt Pflaum! blickt her und bricht mit seinem Haupt mein Sonnenlicht, um meinen Körper zu zerteilen in helle und in dunkle Zeilen, um mir mein Schicksal zu vereiteln, dass mir durchbräunte Bräute bringt. Ich gebe nach – Vier Meter links.
Und links gelingts! Die Sonne schien unwiderstehlich auf mich hin, denn die Natur ist doch für mich! Bis mir am Bierbauch fürchterlich ein Schatten auf den Nabel schlich – Vier Meter fort. Zum neuen Ort.
Kaum liege ich, da trifft er mich schon wieder dieser fiese Schatten, der selbe, den wir eben hatten, um mich dem Wahnsinn hinzutreiben. Kann mich der Pflaumenbaum nicht leiden? Ist es sein Genus den ich meiden muß? – Ich gebe auf – Nach Haus - Zum Bus!
Ich bin enttäuscht von der Natur; vielleicht auch von den Sonnen nur, die schneller, als an andren Tagen ihr Lichtlein hintern Pflaumbaum tragen, damit die Frauen von Welt nicht sagen, „Ein Mann, ein Baum - so schön, so braun! Ich will nur dich, du toller Traum!“
Ich schlafe schlecht und sehr allein. Wie hat der Brecht das recht gemeint? Was war da mit den Pflaumenbäumen? Wie wird man Gärtner seiner Träume? Ich dacht, es reiche, sich zu bräunen in unbekanntem Sonnenlicht. Ganz dicht vor’m Fenster leise dreh’n Pflaumbaumblätter Kreise.
---------------------------------------------------------------©2002
drei blumen und ein nasenloch
gwyneth, nimm es! vier für dich! ein fahrstuhl und drei fotos der eine ist von otis und auf den andern lotus
da wurde gwyneth kwängelich verpo mich nich! herrjo - schon is mich schwindelich und eckje blumen mag ich nich
ach gwyneth, du bist wunderbar doch sag nich immer ich ich ich denk an du – ich meine mich ich hab die drei für dich erstegert am forst vor porst am weg zu wegert
das war dann dämlich doch meine gwyn hatte genoch und stoch mit einem lauten floch die lotsen in mein nasenloch
mit dem andren holt ich luft für einen langen sprint denn ich hab nicht im lift geschifft das vater mutter kind wie schwierich schöne schranzen sind.
---------------------------------------------------------------©2001
Solange du lebst!
Ich hab mir ein Zimmer Sehr weit oben gesucht Weit weit oben über der Stadt Schaue stumm aus dem Fenster Sehe Hunde und Katzen Wie sie kacken ins Friedhofsgras
Ich seh durch das Fenster Wie die Sonne verschwimmt Hinter dem Rauch und dem Glas Dumpf wehen Trompeten Vom Friedhof herauf Und wieder mal war etwas
Ich seh auf den Bäumen Tausend Krähen vergeblich Auf Ihre Arbeit warten Nur ihre Erwartung Liegt gefangen im Sarg Und dann in der Erde der harten
Ich seh wie Kolonnen Von hässlichen Blumen Zum frischen Kreuze hinfliessen Als heimliche Freude Über’s Ende des Weges Den sie nun einsam geniessen
Ich hab dieses Zimmer So weit oben gesucht So weit oben über der Stadt Damit ich dich sehn kann Bevor du den Weg Zu mir gefunden hast
---------------------------------------------------------------©2000
Schöne grosse Unbekannte
Was die Giraffen wirklich schaffen vermag ich kaum zu sagen; wenn sie vergnüglich Wolken paffen, wie soll ich sie da fragen?
Doch wenn Du einen Löwen weißt, der springt und lange Hälse beißt, kannst Du vielleicht im Liegen die letzte Antwort kriegen.
---------------------------------------------------------------©2000
Hysterische Massen fahren zum 11. August 99 nach Süddeutschland, besaufen individuell ihre Enttäuschung und singen hernach widerliche Lieder:
Schatten machen – Schatten haben
Nur weil sich Mond und Sonne lieben, schamlos voreinander schieben, fährt Voyeurin in den Süden, um mit Krampfgenick zu blicken, wie sich Mond und Sonne ficken.
Leider bleibt es sehr im Dunkeln, wie die beiden Schönen munkeln, sodass sich nur durch Bier und Schunkeln im Säufertraum erahnen lässt, wer dort wem die Meinung bläst.
Doch sicher bläst dort nur der Wind. Und ein jedes Sternenkind lacht, weil wir so blöde sind und beglotzen die Korona; Wer hat den Schatten? Erdbewohner!
---------------------------------------------------------------©1999
Mondgras
Wenn der Mond die Sichel senkt knie nieder knie nieder schneid das dunkle Gras zu Heu zünd es an und dann die Scham die Angst und deine Scheu verfliegen wie die Lieder dich ich einst und immer wieder in deinem kleinen Ohr verbarg als du wach und fröhlich warst
Wenn der Mond sich nieder kniet lass dich fallen, ganz tief fallen in das warme dunkle Gras saug es auf und nimm in Kauf dass alle Bilder jedes Maß verschwimmen wie die Lieder die ich einst und immer wieder auf deiner weichen Haut verbarg als du wach und fröhlich warst
Wenn der Mond sich fallen lässt geh nicht fort, nur nicht fort denn das weiche dunkle Gras wird dich tragen und dir sagen dass du etwas in dir hast was vergehn wird wie die Lieder die ich einst und immer wieder in deinem dünnen Haar verbarg als du wach und fröhlich warst
Wenn der Mond dich dann verlässt halt es aus, halt es aus denn hinterm dunklen Wiesengras erwartet dich erwartet mich der kalte Tau Antarktikas doch auch der wird verschwinden wie die Lieder die ich einst und immer wieder in deinen grauen Augen sah als du schliefst und traurig warst
---------------------------------------------------------------©2001
Ein sehr sommerlanges Wunder
Mit der ersten Sommersonne fiel ein Schneemann auf die Welt. Hat sich just aus heitrem Himmel der schönen Sonne vorgestellt.
Die Sonne – heiß – fing an zu strahlen und begann sich auszumalen, wie die weiße Schneemannshaut ausschaut, wenn sie aufgetaut.
Das Sommerwunder Schneemann lachte verliebt zurück ins Firmament, obgleich er gleichsam daran dachte: Geht mir das gut, wenn ich so brenn?
So sann der schlaue Schneemann scharf: Wir sehen uns besser nur zur Nacht! Mithin wurd‘ gleich der Sonne klar, daß dieser Freund kein ew’ger war.
„Ich lass mich doch bei dir nicht blicken zu dieser Zeit und nur zum F..ernsehen! Das würde niemand gern sehen.“ Man hörte Kohlenstückchen klicken.
Es ist doch klar und zu verstehen: Der Schneemann braucht die Contenance. Die Sonne kann nicht mit ihm gehen, denn die Natur braucht die Balance.
Und doch verwirrt das sich‘re Ende: Denn erst zur Wintersonnenwende, als eis’ge Winde Wolken bliesen, da schmolz er hin – sie musste niesen.
---------------------------------------------------------------©1998
GEFUNDEN:
http://berliner-morgenpost.de/archiv2001/010124/bezirke/story386645.html
Mittwoch, 24. Januar 2001 Aktion in der Obentrautstraße: Tanz gegen Rechts t b Kreuzberg - Die Tanzschule Maxixe veranstaltet am Sonnabend unter dem Motto «Tanz gegen Rechts für mehr Toleranz» einen Benefizball. Der Top-Act sind die «Metropolitans», die ebenso auf ihre Gage verzichten wie alle anderen Künstler, die an dem Abend auftreten werden. Der Eintritt von 35 Mark und die Erlöse aus Tombola und Getränkeverkauf gehen zu Gunsten der Aktion «Opferperspektive»....
dazu folgendes:
walzer linksgestrickt
sind die zeiten leicht und links tanzt man fürs vergnügen sind die zeiten rau und rechts tanze für den frieden! tanz und tritt dein gegenüber gegen schienbein knie und fuß tanz und tritt zu uns hinüber leg dir zu den standardgruß tanz und übe toleranz und wenn du nach dem tollen tanz immer noch marschieren kannst sauf dir für den guten zweck egal die blauen flecken weg
oder einfacher:
Mitbürger macht Mitnazis zu Mittänzern!
Läuft durch die sonnje Obentraut jehäuft die wonnje Nazibraut, dann schick die Schickse ins Maxixe! Da lernt se um - von Haun uff Knickse.
---------------------------------------------------------------©2001
Guten Tag!
Hedonisten schwitzen in Büro-Galeeren Utopisten stehn am Bahnhof für ne´ Mark Hochhausindianer balancier’n und sterben Allergiker von Licht und Sonne wünschen Guten Tag !
Kannibalen schenkt der Metzger Paybackpunkte Leihmütter menstruieren viel zu lang Ein Stoiker klebt außer sich vor Wut Pol Pot und Gandhi unter Aufsicht Hand in Hand
:Was passiert? Alle irritiert! Alles unsortiert! Alle sagen: was soll ich den sagen? Und warten auf den Tag Nach den Tagen
Ein Zuspätveganer veitst um’s gold’ne Kalb Dünne Hennen senden Eischaum für viel Geld Ein grätenfreier Jungfisch sucht nach Halt Und Oberammergau gehört doch längst der Unterwelt
Das MultiPlasmaKino spendet frische Streifen Naturbewußte chatten sonntags analog Mein Hühnergott versucht sein Löchlein abzustreifen Denn nur wer wirklich offen ist dem öffnet bald die Not
:Was passiert? Alle irritiert! Alles unsortiert! Alle sagen: was soll ich den sagen? Und warten auf den Tag Nach den Tagen
Im Wilden Westen wächst aus dem Ölzweig eine Peitsche der Nahe Osten bleibt uns jeden Abend fern Mit TV-Hitler wird Herr Knopp der neue Treitschke und zum Frühstück hab´n sich alle wieder gern.
Meine Nachbarin quäl und verbrauche ich gern sachte Unsre Kinder halten Ihren Freund auf Trab Der ein’zge Ausweg bog sich selber ab und lachte Mir bricht die Brille und fällt links und rechts herab
:Was passiert? Alle irritiert! Alles unsortiert! Alle sagen: was soll ich den sagen? Und warten auf den Tag Nach den Tagen
-----------------------------------------------------------©1996
Mann kann hoffen!
Ick kannt meine Mutter als Eenzjer von Inn. Wat hab ick jeklammert! Ick wollt, wär noch drin! Jelacht hat se nich – Ick war nich bestellt. Se schickte mich uff – Ick se ans Ende de Welt
Ick bin inne Schule kenn Juter jewesen; Wollte trotzdem wat wissen, wat rechnen, wat lesen. Doch alle ham se mich ausjelacht. Keener jeholfen. ßum Trottel jemacht! Ick war pinkeln, da hat’s im Chemieraum jekracht.
Ick bin ma som Kontrolletti bejegnet. Wollt mit de U-Bahn ßu dir – hat so jeregnet. Hat der fies jelacht und mich inn Regn jestellt. Doch der lacht nu nich mehr – jab’s halt Schienenersatzverkehr.
Ick hab uff Maloche mir krummjebogen. Doch wat ick für wollte, darum wurd ick betrogen. „Du Armleuchter“ hießet. Wat ham se jelacht. Ick hab denn für alle det Licht ausjemacht.
Ick hab ma mal uff Behörde jestoßen. Wollt nich stets for de Kinder Humana bekoofen. Die ham da nich vorher, Nich nachher jelacht. Ick hab se unjerne umjebracht.
Ick hab ma ne Frau wie vont Fernsehn jesehen. In Leib Lust und Leben wollt ick der jehn. Doch se hat nur jelacht. Ick hab se wechjemacht. Da hatt se nich jelacht.
Ick hatt och ma Lotto – glei ßum Papst hin nach Rom. Wollt ihm sagen, wat war – der versteht sowat schon. Aber erst hatta vor Ekel ins Mützchen jekeutzt, Denn hat sich lachend inn Ärmel jeschneuzt. Ick habn jewissenhaft anjekreuzt.
Ick hab noch janz fülle Bejegnung jehabt. Nur det Glück, Nee, det Glück det kam nie anjetrabt Ick lache ßu wenig Hab noch nie nich jenossen. Darum wurd ick denn och von mia selba erschossen…
… Leida hat ick da nich so richtig jetroffen. Det heißt: Mann kann hoffen!
---------------------------------------------------------------©1997
fernsehn verändert so oder so
sie sagte: samen ! denn das liess sich so schön sagen und wer samen will braucht in der regel nicht nach fragen und sie konnte sich das leisten, denn sie war zwar das hässliche mädchen aus rathenow aber ausserdem talkgast in der bärbel schäfer show oh, oh fernsehn verändert ja so wow, wow so oder so
er sagte: samen ? ging ihr leicht über die zunge er erzählte, wie das kam wer zu früh kam, war der junge doch er konnte sich das leisten, denn er war zwar der nachbar von dem hässlichen mädchen aus rathenow aber ausserdem talkgast in der bärbel schäfer show oh, oh fernsehn verändert ja so wow, wow so oder so
sie sagte: mama ! mir iss komisch im magen jetzt ma bloss nich schwanger ich will vom ronny keine plagen das kann sie sich jetzt nicht leisten denn sie war das hässliche mädchen aus rathenow und immer noch talkgast in der bärbel schäfer show oh, oh fernsehn verändert ja so wow, wow so oder so
sie sagten: ach, ja ?! wie soll das kind denn heissen wann isses denn da wo wird’s schreien und wo scheissen? sie durften so scharf fragen denn sie sind bald die eltern vom kind des hässlichen mädchen aus rathenow aber ausserdem talkgast in der bärbel schäfer show oh, oh fernsehn verändert ja so wow, wow so oder so
sie sagte: werbung ! und dann klär'n wir alle fragen unter anderen diese wie wachsen embryos im magen? sie muss sowas fragen denn sie war das fräulein talkmaster in der hier erfahr’n sie alles bärbel schäfer show mit dem hässlichen mädchen aus rathenow oh, oh fernsehn verändert ja so wow, wow so oder so
er sagte: aha ! das war wohl nicht der ronny und sah dem stiefpapa tief hinters hohe ponny er muss so was sagen denn er war der psycho-bla-bla in der hier kommt alles raus bärbel schäfer show mit dem hässlichen mädchen aus rathenow oh, oh fernsehn verändert ja so wow, wow so oder so
ein gast ruft : vererbung ! die ganze sippe is nich sauber! aus! wir zeigen nur noch werbung! ruft darauf jemand noch viel lauter ja, wer konnte da nicht mehr? das war der gastregisseur von der sie ham ein recht auf info bärbel schäfer show mit dem hässlichen mädchen aus rathenow oh, oh fernsehn verändert ja so wow, wow so oder so
seine karriere war gelaufen aber er war froh denn er verliebte sich plötzlich und fand ihn seitdem unersätzlich den po von dem hässlichen mädchen aus rathenow oh, oh – fernsehn verändert - so oder so wow, wow – das ganze leben im po fernsehn verändert ja so
---------------------------------------------------------------©2000
ein bild von dir ?
kannste kriegen bleib so liegen : für den schönen großen fuss hol ich aus dem ofen ruß und dein bein? scan ich ein wenig mühe für die knie und die schenkel schlichte sprenkel po von hinten aqua tinten viel acryl für´s gefühl und warme stifte an die hüfte kohlestücken für den rücken an den bauch kommt das auch deine brüste ja – ich wüsste! und die arme beide kuli oder kreide ? in fett und schmalz dein schöner hals kopf und stirn ist öl mit firnis deine gusche bunte tusche deine blicke schnelle striche und die nase in ekstase ach, wo steht nur die lasur für deine volle fönfrisur ? bleib nur liegen mach kein licht!
du sagst im gehen: DAS BIN ICH NICHT!
---------------------------------------------------------------©2002
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